Der goldene Schnitt des Baumchirurgen

 

Gary Blackburn ist täglich mit vollem Eifer bei der Sache – als speziell ausgebildeter „Baum-Chirurg“ mit deutlicher Liebe zu den Riesen des Waldes und nicht weniger offensichtlich als leidenschaftlicher Botschafter seiner Heimat Great Britain. Schon im Alter von 16 Jahren konnte Gary auf den Spuren von Robin Hood im berühmten Sherwood Forest seine ersten beruflichen Wald- und Baumerfahrungen sammeln. Heute betreibt er gemeinsam mit drei seiner vier Söhne das 1985 gegründete, überregional tätige Unternehmen, den „Baumdienst Siebengebirge“. Ein Engländer im Rheinland….

Was dürfen wir uns unter einem ausgebildeten
„Tree-Surgeon“ vorstellen?

Gary Blackburn: Baumchirurgen lernen die Sprache der Bäume zu verstehen. Ziel ist es, die Gesundheit der Bäume zu fördern und zu erhalten. Dazu kann ein professioneller Baumkronenschnitt zur Entlastung ebenso nötig sein, wie eine Verbesserung der Nährstoffversorgung z. B. durch eine Düngung des Bodens.

Dazu bedarf es sicherlich einer langen Ausbildung und Erfahrung?

Gary Blackburn: Meine Ausbildung begann mit einem mehrjährigen Studium an dem renommierten Merrist Wood College in Surrey England, mit vielen praktischen Einsätzen im nach wie vor beeindruckenden Sherwood Forrest. Dort konnte ich wichtige Erfahrungen und Know-how sammeln.

Was hat Sie nach Deutschland verschlagen?

Gary Blackburn: Damals gab es in Deutschland noch keine vergleichbare Ausbildung wie bei uns in England. Es fehlten Experten z. B. für die Pflege von besonders alten Bäumen, großen Parkanlagen oder Alleen. Ich bekam die Chance, in Deutschland zu arbeiten und mein Know-how einzubringen. Viele Aufträge kamen aus dem Ruhrgebiet, auch aus dem Bundeskanzleramt, aber meine zweite Heimat „Little Britain“ habe ich schnell im Siebengebirge gefunden.

Wie ist die Situation heute?

Gary Blackburn: Da hat sich viel verändert. Mir war es immer wichtig, Erfahrungen weiterzugeben und das Berufsbild weiterzuentwickeln. Bis heute konnten wir die offizielle Ausbildung zum Baumexperten auf einem europaweit hohen Niveau etablieren. Ich bin besonders stolz, dass auch meine drei Söhne das Interesse und die Leidenschaft für den Wald entwickelt haben. Als zertifizierte „European-Treeworker“ gehören auch sie zu unserem Expertenteam.

Ist es denn als „Baumchirurg“ mit einem kleinen Schnitt am Patienten Baum getan? 

Gary Blackburn: Wichtig ist vor allem der richtige Schnitt. Ärgerlich ist es, wenn ein sogenannter „Profi“ ganz unprofessionell zu einem desaströsen Ergebnis kommt. Dann müssen wir nicht selten einen Rettungsversuch machen. Wenn das gelingt, gibt uns das ein ganz besonderes intensives Gefühl. Aber auch im Vorfeld von anstehenden Baumaßnahmen durch einen geplanten Baumkronenschnitt das Wurzelwerk zu schützen, den Baum zu sichern und eine Fällung zu vermeiden, macht uns alle glücklich und zufrieden.

 

„Das Baumklettern liegt uns einfach im Blut. 
Schon als Kinder hat uns unser Vater darin angeleitet.“

Luke und Kevin Blackburn

Was bedeutet konkret der Begriff „Baumkronenschnitt“? Ein Einsatz in schwindelnder Höhe?

Gary Blackburn: In zertifizierten Lehrgängen werden wir dafür zum Baumkletterer ausgebildet. Ziel ist es, durch die Reduktion der Baumkrone und das Entfernen der richtigen Äste und des Totholzes die Statik des Baumes zu entlasten. Dazu können zwei Kollegen gleichzeitig im Baum arbeiten, oder ein „Baumflüsterer“ allein bringt die Krone in die ursprüngliche Form und Dimension zurück. Und damit wird natürlich auch die Stabilität durch das Wurzelwerk korrigiert. Sicherheit ist selbstverständlich ein wichtiges Thema, um in den Baumkronen teilweise riesiger Bäume optimal arbeiten zu können. Ein Team besteht deshalb immer aus 3 Kollegen. Regelmäßig müssen wir Bergungsübungen machen, damit im Falle eines Unfalls alles schnell geht. Ziel ist es, den Verletzten innerhalb von maximal 20 Minuten in die medizinische Versorgung geben zu können. Jährlich finden auch internationale Meisterschaften im Baumklettern statt, an denen wir selbstverständlich teilnehmen.

Wie würden Sie die Vision von einem „Stabilen Wald“ charakterisieren?

Gary Blackburn: Es müsste ein Mischwald sein, unter anderem mit Eichen, Ilex, Schwarz- und Weißdorn, aber auch mit der Vogelbeere und Hecken. Großmaschinen mit bodenverdichtenden Folgen sollten Waldverbot erhalten. So könnte der Wald sich selbst entwickeln und seine natürliche Stabilität und Gesundheit erlangen. Dazu braucht es natürlich Zeit. Von diesem Modell hat sich England nie getrennt. Und darin liegt der Unterschied zu schnellwachsenden deutschen Plantagen, bei denen der schnelle Ertrag im Vordergrund steht. Einen stabilen, gesunden Wald erhält man damit aber nicht.

Haben Sie einen Lieblingsbaum?

Gary Blackburn: Oh ja. Das ist die Eiche. Sie können hunderte Jahre alt werden und sorgen für die Entwicklung eines gesunden Waldes. Eicheln fallen ab, ernähren den Boden, Pilze wachsen, Tiere finden Nahrung. Die Eiche ist etwas Besonderes. 

Was bedeutet Ihnen ihr Job?

Gary Blackburn: Wir haben ein schönes Leben in der Natur. Wir sehen jeden Tag außergewöhnliche Orte, treffen auf viele Menschen, sitzen nicht in einem Büro! 

Gibt es einen Rat für unsere Leser?

Gary: Mehr Zeit für das Leben der Bäume nehmen.
Luke: Mehr Zeit in der Natur verbringen.
Kevin: Helfen, den Wald zu heilen.

 

Gary beschäftigt in seinem Familienbetrieb bereits drei seiner Söhne. Der jüngste Blackburn, William, verstärkt im nächsten Ausbildungsjahr die Tree-Surgeon Mannschaft. Außerdem betreiben Gary und seine Frau Monika zusammen mit den Töchtern Alyson und Emily das Hotel „The Little Britain Inn“, in das sie viel Liebe und Herzblut stecken.

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Britische Gastlichkeit im Siebengebierge

Unser Interview mit Gary Blackburn hat uns neben der Welt der Bäume auch noch einen Einblick in sein wunderschönes 4 Sterne Country-Hotel „The Little Britain Inn“ ermöglicht. Hier wird britische Gastlichkeit offensichtlich geliebt und gelebt. Fish and Chips, English Breakfast und Afternoon Tea lassen sich in Gesellschaft von Mr. Bean, Paddington Bear oder auch Ihrer Majestät der „Queen“ traditonsbewußt geniessen. Besonderes Highlight sind die von der Künstlerin AndyMo spektakulär inszenierten Themen-Zimmer!

Weihnachtsmarkt 

Jedes Jahr verwendelt die Familie Blackburn ihr Hotel in eine zauberhafte "Christmas World". Es gibt Spezialitäten wie Fish & Chips, Pasties, Pulled Pork, Bacon Sandwiches, Flammkuchen, Scones, Crépes und Waffeln sowie Gin und über 30 Sorten englischer Biere wie auch Guinness vom Fass. Genießen kann man die weihnachtliche Atmosphäre mit vielen englischen Spezialitäten am letzten Novemberwochenende und an den ersten drei Dezemberwochenenden, jeweils mit Live Musik! Der Markt ist freitags geöffnet von 16-22 Uhr, samstags von 12-22 Uhr und sonntags von 12-20 Uhr.

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