Resilienz, Respekt, Widerstandskraft
Donnerstag, 17. Oktober 2024. Ein Artikel im Bonner Generalanzeiger fällt ins Auge. Der markige Titel lautet: „Schulfach Respekt und Gemeinsinn“. Schüler sind heutzutage besonderen Belastungen ausgesetzt, denn Drohungen, Gewalt und Diebstähle finden schon auf dem Schulhof statt.
Aktuell werden deshalb Präventionsprogramme wie z.B. „Das couragierte Klassenzimmer“1 etabliert, im Rahmen derer Trainer gemeinsam mit den Schülern Regeln aufstellen, um im Klassenverband ein friedliches und respektvolles Miteinander zu fördern.
Ziel ist es, Schüler zu stärken und ihnen auch Grenzen aufzuzeigen. Die erworbene soziale Kompetenz gibt ihnen mehr innere Widerstandskraft – Resilienz für das Leben. Widerstandskraft ist für alle wichtig. Wer von uns spürt nicht den deutlichen Anstieg der persönlichen Belastung durch hohe Anforderungen und die multimediale Informationsflut zu globalen Krisen? Grund genug, sich mit dem oben genannten Thema „Resilienz“ näher zu beschäftigen. Unsere Fragen stellen wir einem Experten auf diesem Gebiet: Holger Ohmann, Business Trainer und Coach, geprüfter Resilienz Trainer aus Hausen, Süddeutschland.
Resilienz – nur ein Modewort, oder echtes Thema?
Holger Ohmann: Es ist definitiv ein Thema! In meinen Business-Trainings sind zunehmend mehr Teilnehmer, die mit ihren Aufgaben und Belastungen nicht mehr zurechtkommen. Negative Eindrücke von Außen werden spürbar größer, drohende oder existente Werteverluste erschweren das soziale Zusammenleben. Der richtige Zeitpunkt, mich in einem Ausbildungszentrum zum Resilienz-Trainer weiterbilden zu lassen. Viele Menschen wollen sich mit dem Thema beschäftigen, um besser mit den Herausforderungen der Zeit zurechtzukommen. Deshalb allem voran eine gute Nachricht: Resilienz ist erlernbar!
Welchen Stellenwert schreiben Sie der Resilienz zu?
Holger Ohmann: Resilienz ist ohne Zweifel ein extrem wichtiges Thema für uns als Gesellschaft. In rasend schnellem Tempo nehmen wir Veränderungen hin, müssen uns mit bisher unbekannten Bedrohungen auseinandersetzen und gewisse Werte der Gesellschaft kommen in Bedrängnis. Denken wir doch auch einmal über Respekt und Gemeinwohl nach. Welche positiven Beispiele, welche negativen Erfahrungen fallen uns dazu ein? Auf eins können wir uns verlassen: Die nächste Krise, ob persönlich oder gesellschaftlich, kommt bestimmt. Es ist sinnvoll, sich frühzeitig vorzubereiten, um besser durch die schwierige Lebens-Situation zu kommen. Genau dort setzt die Resilienz an, die letztlich die innere Widerstandskraft des einzelnen darstellt. Ein hilfreicher Wert ist dann z.B. der Respekt. „Respektiere dich selbst und andere werden dich respektieren.“ (Konfuzius) Gesellschaftliches Zusammenleben kann auf Dauer nur funktionieren, wenn alle sich für den Erhalt des Gemeinwohls engagieren.
Was bedeutet Resilienz genau?
Holger Ohmann: Wikipedia schreibt dazu folgendes: Resilienz (von lateinisch resilire: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften), auch Anpassungsfähigkeit, ist der Prozess, in dem Personen auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung ihres Verhaltens reagieren. Es gibt allerdings bisher keine einheitliche Definition. Mir gefällt eine Beschreibung besonders gut: „Resilienz ist das Immunsystem der Psyche.“ So erklärt sich die Umsetzungsstrategie, die wie das körpereigene Immunsystem funktioniert und notwendigen Schutz für unser Empfinden bietet. Resilienz zu erlernen, folgt den sogenannten sieben Schutzfaktoren (siehe Blogbeitrag: Sieben Schutzfaktoren für Resilienz plus Übungen). Wenn ich mich mit diesen Faktoren beschäftige, kann ich meine eigene innere Widerstandskraft positiv beeinflussen. Oft braucht es nicht viel Veränderung, um mit aktuellen Belastungen besser zurechtzukommen. Schon eine Frage bringt wertvolle Erkenntnis: Was kann ich ändern und was nicht?
Welchen Zusammenhang sehen Sie zwischen Respekt und Resilienz? Und was bedeutet Ihnen Respekt?
Holger Ohmann: Menschen, die mit sich selbst im Reinen sind und über etwas Widerstandsfähigkeit verfügen, sind im Umgang mit anderen Menschen deutlich respektvoller. Denn Respekt beginnt vor sich selbst. Das Thema Respekt hat für mich einen extrem hohen Stellenwert im Leben. Ich wünsche mir dieses Thema mehr im Fokus unserer ganzen Gesellschaft. Der fortschreitende Werteverlust ist täglich spürbar, schon in kleinen Alltagssituationen ist es zu erkennen. Kommunikation ist mein Beruf, da ist in jeder Begegnung der Sensor für Sprache offen. Leider könnte ich viele negative Alltagsbeispiele nennen… Vielleicht ist es oft nicht einmal eine bewusste Formulierung, der respektlose Eindruck auf das Gegenüber ist entscheidend. Mein Tipp: Häufiger über die Frage Frage: Wie wirke ich und wie will ich wirken? nachdenken.
Was gehört unmittelbar zum Respekt? Und was ist Ihr persönliches Fazit?
Holger Ohmann: Ganz klar: Die Dankbarkeit! Ohne Dankbarkeit, auch gegenüber kleinen Dingen des Lebens, gibt es keinen Respekt. Weder für sich selber, noch für Andere. Und mein Fazit: Sei sorgsam zu dir selbst, sei respektvoll zu Dir und deinem Umfeld. Wir haben Einfluss auf den Ort an dem wir leben und haben die Widerstands-Kraft ihn zu einem besseren Ort zu machen.
Anmerkung der Redaktion: Unser Dank an Holger Ohmann für die Einführung in das Thema. Unseren Lesern wünschen wir mehr innere Stärke und Widerstandskraft - also Resilienz. Und vielleicht können wir alle, wie die Schüler aus Bonn, etwas dazulernen. Wollen Sie gleich mit dem Üben beginnen? Dann lesen Sie den Blogbeitrag zu den sieben Schutzfaktoren mit praktischen Übungen:
Hier geht es zu den praktischen Übungen
Holger Ohmann
Der gelernte Krankenpfleger arbeitet heute als Business Trainer und Coach. Seine Branchenerfahrungen und Fachkenntnisse sind breit aufgestellt. Auf die Frage nach seinen persönlichen Resilienz-Stärken antwortet er: „Optimismus, Dankbarkeit und Netzwerk.“
E-Mail: h.ohmann@development-4-you.de
Quelle:
1 https://das-couragierte-klassenzimmer.de
Bilder:
AdobeStock_1035134443_Isuru_KI
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Porträt Ohmann: privat


