Psychoonokologie

 

Die Diagnose „Krebs“ zu erhalten, kann das Leben von der einen auf die andere Minute dramatisch verändern. Plötzlich steht eine Tatsache im Raum, die Angst macht, verunsichert und in der Folge das seelische Gleichgewicht durcheinanderbringen kann.

Die zur modernen Krebsbehandlung dazugehörige Psychoonkologie hat zur Aufgabe, diese seelischen Turbulenzen zu thematisieren und die Lebensqualität der Patienten im Blick zu haben. Psychoonkologin und Psychotherapeutin Lisa Hubrach fasst die wesentlichen Aspekte für uns zusammen:

In erster Linie stellt die Psychoonkologie ein individuelles Betreuungsangebot für Krebspatienten zur Krankheitsbewältigung und -verarbeitung dar. Ziel ist es, die eigenen Kompetenzen zu stärken und verborgene Ressourcen zu aktivieren. Natürlich wird bei Bedarf auch das persönliche Umfeld der Betroffenen, wie Partner und Kinder, integriert.

Alles beginnt mit einem ersten, offenen und wertschätzenden Gespräch. Der Patient kann mir gegenüber die Themen ansprechen, für die es bisher eventuell noch keinen Platz gab oder die zu schwer für seine Angehörigen erscheinen. Dabei fokussiere ich mich nicht auf bestimmte Themen, sondern bin offen dafür, welches Thema dem Patienten „auf dem Herzen liegt“. Die Richtung gibt der Patient vor – nicht ich. Als geschulte und neutrale Zuhörerin kenne ich die Themen, mit denen Krebspatienten tagtäglich konfrontiert sind. Der Patient ist für mich der „Bestimmer“ über Inhalt, Form und Tiefe des Gesprächs. Wenn die zwischenmenschliche Chemie stimmt und der Patient sich für eine weitere psychoonkologische Unterstützung entscheidet, kann die Behandlung auf Station, aber auch ambulant stattfinden. Viele kommen zu mir in der Annahme, dass ich ihnen sage, was sie tun sollen. Aber darum geht es häufig nicht. Es gibt kein „Universalwerkzeug“ oder „Patentrezept“ zur Bewältigung der Situation, die Gespräche helfen trotzdem. Ein Patientenzitat bleibt mir dazu immer in Erinnerung:

„Bei Ihnen weiß ich, dass Sie das aushalten können.“

Entsprechend der individuellen Bedürfnisse können auch spezielle Angebote wie Atemtherapie oder Entspannungsübungen eine sinnvolle Ergänzung sein. Leider besteht oft eine gewisse Skepsis, vielleicht auch gegenüber dem Wortteil „Psycho“. Deshalb ist es wichtig, die Abgrenzung zu verstehen. Psychoonkologie möchte nicht verändern, sondern unterstützen. Es wird keine Diagnose gestellt oder Medikation angeordnet. Allgemein soll das Stressund Angstlevel der Betroffenen möglichst frühzeitig gesenkt werden, um emotionale Entlastung zu erfahren und die Lebensqualität mit einer schweren Erkrankung zu erhöhen. So können Ängste abgebaut werden, vor allem um anstehende Untersuchungen oder Therapien besser zu verkraften. Deshalb ist ein möglichst frühzeitiger Hinweis auf das Unterstützungsangebot, bestenfalls schon vor der Operation oder der weiteren Therapie optimal. Ärzte und Pflegekräfte auf den Stationen sind hier wichtige Informanten für die Betroffenen, aber auch z. B. Selbsthilfegruppen. Abschließend möchte ich jeden Tumorpatienten ermutigen:

„Probieren Sie das psychoonkologische Angebot einfach aus. Es lohnt sich!“

Informationen zu zertifizierten (DKG) Psychoonkologen sind bei den regionalen Krebsberatungsstellen oder über das Register des dt. Krebsinformationsdienst zu erhalten.

In der Uniklinik Köln gibt es für Tumorpatienten sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich und für externe Betroffene die Möglichkeit, psychoonkologische Unterstützungsangebote wahrzunehmen. Auch deren Partner und Kinder können spezielle Angebote nutzen.

Psychoonkologie Krebsberatungsstelle

M. Sc. Lisa Hubrach
Psychoonkologin (DKG),
psych. Psychotherapeutin
Universitätsklinikum Köln
Klinische Psychoonkologie