Neues Zertifikat

Trachealkanülenmanagement in der Dysphagietherapie

Unsere leitende Logopädin Annette Hamann hat kürzlich das Ausbildungszertifikat „Trachealkanülenmanagement in der Dysphagietherapie“ für Logopäden und Sprachtherapeuten erhalten. Im Interview erzählt sie, was hinter der Weiterbildung steckt. 

 

Zunächst mal herzlichen Glückwunsch! Erzähl uns bitte etwas über die Weiterbildung und über die Hintergründe.
Annette Hamann: Danke schön! Zum einen kann man ein „Anwendungszertifikat“ erlangen, zum anderen das Ausbilderzertifikat, das ich jetzt gemacht habe. Der Hintergrund ist, dass innerhalb der therapeutischen Arbeit von Logopädinnen und Sprachtherapeutinnen auch immer wieder tracheotomierte und dysphagische Patienten behandelt werden. Also Menschen, die eine Trachealkanüle tragen und/oder eine Schluckstörung haben. In den Stundenplänen der Ausbildungen ist das Trachealkanülenmanagement (TKM) meist mit nur sehr wenigen Stunden eingeplant, und das Thema Dysphagie wurde auch eher stiefmütterlich behandelt. Es bestand also immer Weiterbildungsbedarf.

Deshalb hat die Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für Dysphagie (DGD) in Kooperation mit den beteiligten therapeutischen und medizinischen Fachgesellschaften diese Weiterbildung jetzt entwickelt. Sie soll die Basis für das inhaltliche Vorgehen im TKM sein und als Qualifikationsnachweis der Therapeuten im Rahmen der Delegation ärztlicher Leistungen dienen. Das Ausbildungszertifikat kann zusätzlich erworben werden. Mit diesem können Therapeuten selbst auch Prüfungen zum TKM abnehmen.

Welche Voraussetzungen hast du dafür erbracht?
Annette Hamann: Ich musste z. B. mindestens vier Jahre Berufserfahrung in der Dysphagietherapie und eine mehrjährige Erfahrung im Tätigkeitsschwerpunkt TKM vorweisen. Es gibt noch weitere Voraussetzungen, die auf der Webseite der DGD übersichtlich zusammengefasst sind (siehe QR-Code unten, Anm. d. Red.).

Du arbeitest schon seit vielen Jahren mit tracheotomierten, dysphagischen Patienten. Welchen Nutzen hat die Weiterbildung für dich?
Annette Hamann: Erst mal, dass ich einen greifbaren Nachweis habe. Ich darf jetzt außerdem Logopäden und Sprachtherapeuten in diesem Bereich ausbilden. Das ist einerseits gut für meinen Lebenslauf. Zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass so ein Zertifikat zukünftig verpflichtend wird, um Patienten behandeln zu dürfen.

Welche Vorteile bietet die Weiterbildung generell für deinen Berufsstand?
Annette Hamann: Vor allem fachliche Qualifikation und Sicherheit im Umgang mit den Patienten. Außerdem wird durch das TKM-Zertifikat die Delegation der Tätigkeiten durch die Ärzte an die Therapeuten erleichtert und somit eine verbesserte Rechtssicherheit im Bereich der formalen Qualifikation geschaffen. 

Das logopädische Team von FAHL rund um Annette Hamann besteht aus mehreren Logopäden und Sprachtherapeuten. Hier erfahren Sie alles über ihre Arbeit: 

Das logopädische Team

Warum ist es so  wichtig, dass alle Therapeuten nach einem festgelegten Standard arbeiten?
Annette Hamann: Damit sichergestellt wird, dass Patienten von qualifiziertem Personal behandelt und nach möglichst einheitlichen Kriterien therapiert werden. Bisher gab es dazu keinen Konsens. Dadurch, dass jetzt alle wichtigen Fachgesellschaften mit an Bord sind, ist eine gute Grundlage dafür vorhanden.

Bietet das auch den Ärzten eine Sicherheit?
Annette Hamann: Auf jeden Fall! Bisher müssen Ärzte die Qualifikation der Therapeuten selbst nachprüfen, was weder schnell noch einfach geht. Mithilfe der Zertifikate ist das zukünftig deutlich leichter. 

Inwiefern profitieren deine Patienten von der Weiterbildung?
Annette Hamann: Durch die Prüfung ist mir bewusst geworden, dass ich bisher schon nach den Standards gearbeitet habe, ohne dass es sozusagen „bewiesen“ war. Das Zertifikat bestätigt mich also in meiner täglichen Arbeit, und von dieser Sicherheit profitieren auch meine Patienten.