LARCHEL®

Wassertherapiegerät

 

Erkrankungen aus ganz unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen machen unter Umständen die Anlage eines Tracheostomas notwendig. Das Tracheostoma kann im Rahmen der Erkrankung zeitweise oder beispielsweise  nach einer Laryngektomie dauerhaft erforderlich sein.

In jedem Fall verändert die Anlage eines Tracheostomas und somit die Eröffnung der Luftröhre den Atemweg des Betroffenen. Natürliche Schutzbarrieren, die das ungewollte Eindringen von Fremdkörpern, Schmutzpartikeln oder Flüssigkeiten in die Atemwege verhindern sollen, gehen damit verloren. Plötzlich ist der Aufenthalt am oder im Wasser für Betroffene mit besonderen Gefahren verbunden. In ein ungeschütztes Tracheostoma kann Wasser z. B. beim Baden ungehindert eindringen, was unmittelbar zum Ertrinkungstod führen kann.

Doch gerade im Rahmen der Rehabilitation nach Erkrankungen wie Kopf-Hals-Tumoren oder im Bereich von neurologischen Erkrankungen ist die Bewegungstherapie im Wasser ein wichtiger Anteil der therapeutischen Maßnahmen zur Genesung.

Um den Spagat zwischen Gefährdung einerseits und Steigerung der Lebensqualität andererseits für viele Patienten zu ermöglichen, wurde Ende der 1960er Jahre von Paul V.G. Hauwaert ein besonderes Hilfsmittel entwickelt. Hauwaert war selbst begeisterter Schwimmer und wollte sein Hobby auch nach der Kehlkopfentfernung weiter ausüben. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit konnte er schließlich den „Larchel“ (Kombination aus Laryngektomie und Schnorchel) vorstellen und 1974 fand die offizielle Präsentation auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde in Bad Reichenhall statt. Zwischenzeitlich haben optimierende Produktanpassungen in Konstruktion, Material und Ausstattung zur Etablierung geführt.

Der LARCHEL® besteht heute aus einem flexiblen Faltenschlauch, der an einem Ende über einen 15 mm-Konnektor fest mit einer speziellen blockbaren Trachealkanüle mit Cuff verbunden werden kann. Am anderen Ende des Faltenschlauchs befindet sich ein Mundstück an einem Adapter mit Beißblöcken, das während der Nutzung fest mit den Lippen umschlossen werden muss. Die Einatmung erfolgt dann wieder über den Nasen-Rachenraum und gelangt über den Schlauch-Bypass durch das Tracheostoma in die unteren Atemwege.

Bei eingeschränkter Nasenatmung oder zu hohem Atemwiderstand ist zusätzlich zum Faltenschlauch die Verwendung eines Schnorchels (Sonderzubehör) möglich. In diesem Fall wird das Mundstück entfernt und der Schnorchel am Faltenschlauch konnektiert. Für die sichere Nutzung des LARCHEL® ist die korrekte Blockung und Fixierung der Trachealkanüle unbedingt notwendig. Generell ist eine HNO-ärztliche Untersuchung und Hilfsmittel-Verordnung Voraussetzung für die Abgabe und obligatorische persönliche „Nasseinweisung“ durch autorisierte Fachkräfte wie z. B. Wassertherapiebeauftragte. Die Nutzung des LARCHEL® ist ausschließlich im Süßwasser vorgesehen und ermöglicht angeleiteten Patienten das therapeutische Schwimmen, Bewegungstherapie im Wasser, Vollbad oder Duschen.

Der LARCHEL® ist in verschiedenen Größen (Kanülendurchmessern) erhältlich. Um eine optimale Anpassung des LARCHEL® zu erreichen, ist eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt und die exakte Anwendung und Begutachtung durch eine autorisierte Fachkraft, beispielsweise einem Wassertherapiebeauftragten des Kehlkopflosenverbands im Rahmen der Einweisung erforderlich! Der korrekte Sitz der Trachealkanüle und die Dichtigkeit des Cuffs muss vor der Nutzung des LARCHEL® im Wasser unbedingt kontrolliert werden. Bei einem instabilen Tracheostoma und damit einhergehendem erschwerten Kanülenwechsel ist die Anwendung des LARCHEL® nicht indiziert. Allgemein empfiehlt sich für die außerklinische Rehabilitationsphase die Umwandlung eines instabilen Tracheostomas in ein epithelisiertes.

Die Abgabe des LARCHEL® erfolgt nur an autorisierte Fachkräfte, die über eine besondere Ausbildung verfügen und eine besondere Schulung im Hinblick auf die Handhabung des LARCHEL® nachweisen können, z. B. Wassertherapiebeauftragte der Kehlkopflosenverbände.