Island - Elemente zum Anfassen
Ein Land, bestehend aus Feuer und Eis. Ein Land, in dem die Kraft der Elemente näher erscheint, als in anderen Ländern.
Die Natur in Island ist rauer und ursprünglicher, greifbarer. Hier können die Elemente des Lebens: Feuer, Wasser, Erde und Luft, unmittelbar erlebt werden.
Feuer
Island hat eine Gesamtfläche von 103.100 Quadratkilometern, das ist etwa so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Das Land ist die größte Vulkaninsel der Welt und besteht hauptsächlich aus Vulkangestein (Basalt). Vulkanausbrüche geschehen regelmäßig. Für die explosive heiß-kalte Mischung ist die besondere Lage der Insel verantwortlich: Sie liegt genau auf der Nahtstelle zweier Erdplatten.1
Hinzu kommt noch eine weitere Besonderheit: Unter der gesamten Insel brodelt eine gewaltige Ansammlung von Magma, ein sogenannter Plume. Dieser Plume schmilzt die Erdkruste, die sich über ihm befindet, wie ein Bunsenbrenner auf. Das geschmolzene Gestein sucht sich einen Weg nach oben und sammelt sich in Magmaherden.2 Sofern es keine Verbindung zwischen den Herden und der Plume gibt, erkaltet der Vulkan. Solche „inaktiven“ Vulkane gibt es z. B. im Westen von Island, und dort kann man sogar in einen solchen erkalteten Schlot hinunterfahren – und Vulkangeschichte anfassen. Im Osten der Insel sind die Vulkane aber äußerst aktiv. Im Mai 2024 z. B. brach ein Vulkan aus. Es war der achte Vulkanausbruch innerhalb der letzten drei Jahre auf der Reykjanes Halbinsel und der fünfte! Vulkanausbruch innerhalb der letzten sechs Monate. Im Schnitt erlebt Island ca. alle 4-5 Jahre einen Vulkanausbruch. Die Menschen der Insel haben gelernt, damit umzugehen, Sicherheit hat oberste Priorität. Seismische Aktivitäten und Krustenbewegungen werden in Islands 32 aktiven Vulkansystemen genau beobachtet, um Anzeichen von Unruhen zu erkennen.
Wasser
Wasser in seiner gefrorenen Form ist das zweite, äußerst greifbare Element Islands, und zudem Namensgeber. Seine Oberfläche wurde von der Kälte geformt: Während der Eiszeit, als es bis zu 15 Grad kälter war als heute, war Island von Gletschern überzogen. Zu Zeiten der Wikinger waren Islands Küsten und Fjorde voller Treibeis, deshalb tauften sie ihre neue Heimat „Eisland“.2 Noch heute bedecken die Gletscher zwölf Prozent der Landesfläche. Darunter ein wahrer Eisriese: Der Vatnajökull ist mit 8100 Quadratkilometern Fläche der größte Gletscher Europas.1 Gepaart mit der Hitze unter der Insel, wird Island quasi zu einem ständigen Durchlauferhitzer. Die Erdwärme sorgt für warmes Wasser, auch mitten im Winter. Entlang des Vulkangürtels befinden sich natürliche, heiße Quellen. Einige dieser heißen Orte bieten ein beliebtes Naturschauspiel: Geysire, also Wasser speiende Quellen die in Abständen Fontänen aus sich heraus schießen.
Die Isländer profitieren außerdem von den enormen Vorkommen an Erdwärme, der geothermischen Energie – einer der billigsten und saubersten Energieformen überhaupt. Über 85 % der isländischen Häuser werden mit natürlicher Erdwärme aus heißen Quellen beheizt, die in den meisten Teilen Islands vorkommen. Darüber hinaus stellt das Schmelzwasser der Gletscher eine potenzielle Quelle für Wasserkraft dar. Dank dieser sauberen Energie ist Island eines der am wenigsten verschmutzten Länder der Welt.9 Einen Einblick in die Geothermie sehen Sie in unserer Infografik auf den Seiten 14 und 15 in der aktuellen Ausgabe der SCHON GEHÖRT ?.
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Berühmt ist die Insel auch für ihre Badekultur: In zahlreichen heißen Quellen, Lagunen und Thermalfreibädern kann man das ganze Jahr über entspannen. Das Naturbecken Laugavallalaug hat sogar zusätzlich noch einen heißen Wasserfall. Die Anzahl von Wasserfällen in Island ist unzählbar. Jedes Jahr entstehen neue durch das Schmelzen der Gletscher und fast jeder Fluss hat ein paar davon. Der höchste Wasserfall entstand erst 2007. Der Morsarfoss ist noch relativ unbekannt und schwer zu erreichen, hat aber eine Fallhöhe von etwa 228 Metern.3
Erde
Die Kraft des Wassers ist auch im umgebenden Meer allgegenwärtig; An den Stränden z. B., wenn die donnernden Wellen des Atlantiks auf den Strand treffen, und sich die Elemente Wasser und Erde erneut berühren. Wie oben schon erwähnt, besteht Island hauptsächlich aus Vulkangestein (Basalt). An den Stränden findet er sich als feinkörniger, schwarzer Sand wieder. Der Strand von Reynisfjara ist der berühmteste schwarze Sandstrand an der Südküste von Island.4 Im Inneren des Landes formt der Basalt bizarre Landschaften, die besonders im Osten der Insel zu bestaunen sind. Die Region ist auch bekannt für ihre Mineralien: Achate wie Amethyst, Rauchquarz und Opale, Jaspis, Calcit oder Zeolithe in den wunderbarsten Farben und Formen. Aus Naturschutzgründen ist jedoch das Sammeln von Mineralien und insbesondere das Herausschlagen von Kristallen aus Gesteinsformationen verboten.5
Wer noch mehr Steine sucht, ist vielleicht in der Lavawüste Ódáðahraun gücklich. Hier herrscht ein wildes Durcheinander von aufgetürmten Lavaplatten, erstarrten Lavaströmen und bizarr geformten Gesteinsbrocken – ein auf 4500 Quadratmetern verteiltes Stück lebloses Land. Doch nichts in dieser Welt ist wirklich leblos – sogar an diesem scheinbar verwaisten Fleck gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit: dort steht ein sogenanntes Tiny House, ein „Mini-Häuschen“, voll ausgestattet, sogar mit Außen-Whirlpool.6 Das Einzigartige an der Unterkunft ist die Rundumverglasung, dank der man vom Bett aus den Sternenhimmel betrachten kann.
Luft
Apropos Sternenhimmel: Da Island so nahe am Polarkreis liegt, ist es im Sommer fast rund um die Uhr hell. Wer also die Sterne sehen will, muss schon in den Herbstoder Wintermonaten reisen. Doch dann ist der Anblick atemberaubend. Das liegt nicht zuletzt an der guten Luftqualität. In einer Studie waren im Jahr 2021 Wetterdaten aus 134 Ländern verglichen worden.7 Island ist in Europa das Land mit der besten Luftqualität. „Schuld“ daran hat u. a. die umweltfreundliche Energieversorgung. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Isländer ist mit rund 83 Jahren sehr hoch – auch das liegt zum Teil an der sauberen Umwelt.1
Die gute Luftqualität erlaubt auch eine gute Sicht auf den Himmel. Island ist für seine Polarlichter berühmt. Das Polarlicht wird noch heller, wenn die Sonne eine besonders große Salve geladener Teilchen gen Erde schleudert, die mit den Atomen in der Atmosphäre zusammenstoßen und überwältigende Farben erzeugen. Die Farben einer Aurora bzw. eines Polarlichts sind abhängig davon, in was für Atome die kosmischen Teilchen geschleudert werden. Sauerstoffatome in großen Höhen erzeugen rote Lichter, während Sauerstoff in niedrigeren Bereichen zu einer grünen Färbung führt. Stickstoffmoleküle können rot, manchmal blau und eventuell auch violett aufleuchten.8
Um dieses Wetterphänomen in Island zu sehen, ist etwas Geduld nötig und das Wetter muss mitspielen. Das isländische Wetter ist extrem wechselhaft, Schneestürme im Hochsommer sind keine Seltenheit. Überraschenderweise sind die Winter mit einer Durchschnittstemperatur von 0°C eher mild. Der Sommer ist kurz, und verhältnismäßig kühl, die Temperatur erreicht nur selten 20°C. Tendenziell muss man sich in Island also warm anziehen. Aber dafür ist man allen vier Elementen des Lebens sehr nahe. Wer jetzt nicht selbst nach Island reisen kann oder will, der muss trotzdem nicht auf das Erlebnis verzichten. Es gibt eine Fülle von Büchern, Filmen, Fotos und Berichten über Island. So kann man die Elemente vielleicht nicht selbst mit Händen greifen, hat aber den Vorteil, sie aus einer warmen Wohnung heraus zu erfahren.
Quellen:
1 www.planet-wissen.de/kultur/nordeuropa/island_feurige_insel_im_eis/index.html, abgerufen am 21.06.2024
2 www.zdf.de/dokumentation/terra-x/island-das-tor-zur-anderswelt-faszination-erde-mit-dirk-100.html, abgerufen am 28.05.2024
3 guidetoiceland.is/de/natur-island/wasserfaelle-in-island, abgerufen am 21.06.2024
4 adventures.is/de/island/attraktionen/reynisfjara/, abgerufen am 21.06.2024
5 www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Mineralienportrait/Quarz/Silizium%20und%20Siliziumdioxid, abgerufen am 21.06.2024
6 www.urlaubspiraten.de/hotels/glashuette-mit-whirlpool-island-airbnb, abgerufen am 21.06.2024
7 www.iqair.com/de/iceland, abgerufen am 21.06.2024
8 www.nationalgeographic.de/one-strange-rock/2018/04/islands-nachthimmeldem-weltraum-so-nah-wie-moeglich, abgerufen am 21.06.2024
9 de.visiticeland.com/article/renewable-energy, abgerufen am 25.06.2024