Butter bei die Fische

 

Jeder, der das Sprichwort kennt, weiß, aus welcher Richtung Deutschlands der Wind weht. Hoch aus dem Norden kommt es, vor allem aus der Gegend, in der „Moin“ oder „Moin Moin“ nicht nur eine Grußformel ist, sondern auch ein Gefühl der Warmherzigkeit beschreibt. Und wenn dann noch die Butter bei die Fische kommt, dann werden klare Worte gesprochen.

Klar und deutlich ist bei Peter Ewald mal direkt Programm. Mit perfekter Stimmprothesen-Stimme startet er in das Gespräch und hat uns einiges zu berichten: Als Kind ist Peter Ewald 1953 mit seinen Eltern in die Hansestadt Hamburg gezogen. Damit wurde der Grundstein gelegt, um seine starke Leidenschaft für Wasser, Meer und Fisch zu entwickeln. Und dieser Ambition frönte Peter auch noch als Erwachsener. Zwölf Jahre lang ist er mit dem eigenen Sportboot auf die See hinausgefahren und kam oft mit selbstgefangenem Fisch wieder an Land zurück. Der größte Fang war bis heute der Kabeljau oder Dorsch, wie er auch genannt wird. Leider gehört das Fischen für Peter heute der Vergangenheit an, denn nach der Laryngektomie 2017 hat sich einiges geändert.


„Nur selten gehe ich ins Wasser, denn wenn was passiert, laufe ich ja voll.“


Besonders sein Verhältnis zum kühlen Nass und den geliebten Angeltouren musste komplett reflektiert und neu fokussiert werden. Boote bzw. die Nähe zum Wasser, bieten für Halsatmer eine enorme Gefahrenquelle, wie er selbstironisch mit den Worten des drohenden „Volllaufens“ beschreibt. Sein Boot liegt nun zur Sicherheit auf dem Trockenen. Auch seine berufliche Selbstständigkeit musste nach 25 Jahren aufgegeben werden. Sein damals gegründetes Umzugsunternehmen in Hamburg mit ca. 15 Mitarbeitern, sowie sieben Fahrzeugen und Touren bis nach Italien und Norwegen, ist Vergangenheit. Nach der Laryngektomie arbeitete Peter noch ein Jahr lang weiter in seiner Firma, doch dann wurde es Zeit für den Ruhestand. Jetzt verbringt er nach einem bewegten Berufsleben ruhige Tage an der Ostsee.

Peter Ewald  (geb. 1949)

Seit 2017 ist Peter laryngektomiert und von Anfang an in der Versorgung der Andreas Fahl Medizintechnik-Vertrieb GmbH. Seinen Versorger beschreibt er als zuverlässig, gut und er bekommt alles, was er braucht, um seinen Alltag so ruhig wie möglich zu gestalten. Ruhe, die er am liebsten auf seinem Campingplatz an der Ostsee genießt, ist ihm heute besonders wichtig im Leben. Singen ist sein anderes Hobby, welches er mit Hilfe der Stimmprothese mit Bravour meistert. Einer seiner Wünsche ist es, seinen 80. Geburtstag zu erleben. Wir sind uns einig, das wird er locker schaffen, nicht zuletzt durch die Fürsorge seiner Lebensgefährtin und dem Engagement unseres Außendienstmitarbeiters Andreas Wiehe – danke für Deinen kontinuierlichen Einsatz.

Denn sobald das Wetter von März bis Oktober wieder mehr Beständigkeit verspricht, genießt er seine Zeit in Neustadt, Holstein mit unmittelbarem Blick auf die Ostsee. Im grünen Herzen der Natur. In seinem eigenen Wohnwagen mit der 60 Quadratmeter großen begrünten Terrasse fühlt er sich pudelwohl. Und wer glaubt, dass man in einem Wohnwagen seit 20 Jahren auf alle Annehmlichkeiten verzichten muss, der irrt. Eine vollausgestattete Küche und ein modernes Badezimmer sind nur zwei Beispiele für den gewünschten Komfort, um die Zeit dort perfekt zu nutzen.
Der normale Alltag ist ganz einfach beschrieben: Aufstehen, als Erstes inhalieren, zum Frühstück gibt es Milchsuppe (Haferflocken mag Peter nicht) und dann den Rest des Tages vorzugsweise in Ruhe auf der Liege genießen. Das Klima am Meer bringt auch seine eindeutigen Vorteile mit sich. So muss Peter in der Campingzeit deutlich weniger inhalieren als in den Wintermonaten. Und mit der gewonnen Freizeit weiß man konkret umzugehen:


„Einfach nur so liegen und genießen.“


Vorzugsweise bei schlechtem Wetter wird seinem anderen Hobby gefrönt: dem Singen. Und das kann er, wie das vom ihm für uns mitgeschickte Video beweist. Hier wird beispielsweise „Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher stimmgewaltig mitgesungen. Natürlich wird danach wieder inhaliert, um alles richtig zu pflegen und sich für das nächste Lied zu wappnen. Ein kleiner Tipp am Rande von Peter: Regelmäßig inhalieren und HME-Filterkassetten benutzen. Das Resultat ist auch wiederholt von seinen Ärzten in den Sprechstunden gelobt worden – ein auffallend gut gepflegtes Tracheostoma.
Kommen wir noch mal zurück zu den Fischen, die später in der Pfanne und in Butter schwimmen. Wenn heute Fisch auf dem Speiseplan steht, lässt es sich Peter nicht nehmen ein Stück Gewohnheit beizubehalten. Fisch wird weiterhin in der Hansestadt Hamburg auf dem berühmten Fischmarkt gekauft – vorzugsweise Seelachs. Das ist nämlich seine liebste Fischsorte.


Danach heißt es dann, die 94 km wieder zurückfahren und warten bis der Fisch zubereitet auf dem Teller landet. Wir hoffen, dass sich bei dem Thema Fisch alle im Wohnwagen einig sind, denn manchmal gibt es zwischen Peter und seiner Lebensgefährtin kleine Diskussionen bezüglich der bevorzugten Essgewohnheiten. Aber das Nordlicht bringt es wieder auf den Punkt: Unstimmigkeiten gehören nun mal im Leben dazu.